Wir sitzen auf einem Berg und schauen zu. Ein paar Meter entfernt stehen die Kühe und schauen zu. Dahinter die Gämse, Ameisenhaufen und Alpensalamander - alle schauen ihm zu. Er kann Kung Fu.

Es ist der Tag, an dem ein Freund uns an seinem 7 Jahre währenden Kung Fu Training in Form einer kleinen Kampfeinlage vor Bergpanorama teilhaben lässt.

Es ist der Tag, an dem 2/5 der Gruppe nackt in die Gumpe springen, Gedichtfragmente aufgesagt werden und 40 Zecken an einem einzigen Mann hängen. Der Tag des Kreislaufs, der flüssigen Schokoladenkekse und nachgeholten Erzählungen. Es ist vor allem der Tag des Zurückschauens auf den elendlangen Weg hin zu dieser heute okayen Körperlichkeit. Sich einigermaßen eingerichtet, vielleicht sogar mal kurz Zuneigung gefühlt zu haben für diese Gefährtin, die überall dabei war und alles bezeugt.

Ich muss, eigentlich immer, wenn ich eine demenzkranke Person treffe, daran denken, wie das Gehirn dieser Person jetzt nicht mehr weiß, was war. Ihr Körper aber schon. Und wie auch ich, als kognitiv noch intakte Person, nicht mehr weiß, was vor meinem 3. Lebensjahr war. Mein Körper aber schon.

Wie mein Körper alles fühlte und nicht abhauen und sich nicht rausfantasieren konnte. Wie er alle Emotionen ausgetragen hat und dies weiterhin tut und abbildet.

Wir sind erst spät zu Hause an dem Abend. Es reicht nur noch für Rucksack leeren und Licht ausmachen. Die Kühe, die Ameisen und Alpensalamander - sie werden noch bis tief in die Nacht von ihm reden. Martial Arts, werden sie sagen, once in a lifetime.