Im Kurs sind fast alle krank oder verhindert, wir tanzen zu dritt; meine Lehrerin, eine andere Frau und ich. Wir sind vertraut miteinander, vertraut mit den Rhythmen des traditionellen ägyptischen Tanzes und dem arabischen Gesang. Daher sprechen wir kaum und die Lehrerin gibt keine Hinweise. Wir vollziehen unsere Bewegungen, lose zusammengehalten von Schrittfolgen, die Menschen vor rund zweihundert Jahren entwickelt haben, um sich fortzubewegen, zu feiern, einen Anfang zu machen, ein Ende.

Die dunklen Flecken des Mondes werden Mondmeere genannt, weil man sie ursprünglich für Wasseransammlungen hielt. Was für damalige Astronomen wie Ozeane aussah, sind Tiefebenen, Becken und Senken, oft rund, in denen erstarrte Lavadecken liegen. Entstanden sind sie vermutlich durch Einschläge, als der Mond noch jung war und sein Mantel flüssig.

Ich kann nicht genug betonen, wie aufregend ich die Fähigkeit eines Planeten, Steins, Tiers, Menschen finde, zu einer bestimmten Zeit seiner Existenz flüssig und später fest und vielleicht noch später wieder flüssig oder etwas anderes zu sein. Die Möglichkeit irdischer und außerirdischer Körper vom Moment der Zeugung oder Entstehung an, viele gewisse und ungewisse Stadien zu durchlaufen. Die nicht abgeschlossene Umgestaltung, selbst wenn dazwischen für 1 Milliarde Jahre mal Ruhe ist.

Den Mondmeeren wurden Namen gegeben. Sie heißen Meer der Kälte, Meer der Gefahren, Schlangenmeer, Meer der Begabung, Meer der Fruchtbarkeit oder Meer der Heiterkeit. Die meisten Namen stammen von dem Astronom Giovanni Battista Riccioli, der 1651 eine Karte der dunklen Mondflecken anlegte.

Auf dem Mond gibt es auch Erhebungen, flach aufgewölbte Rücken, die Berge genannt werden und maxmimal 100 Meter hoch sind. Die Berge tragen ebenfalls Namen, meist den eines Gebirges oder einer Person der Erde. Sie heißen zum Beispiel Karpaten, Mont Blanc, Berge des ewigen Lichts oder auch einfach mal Dieter.

Ich glaube für Mondbewohner ist Dieter der Gipfel, den man gut bei gleichgültiger Laune und mäßiger Kondition an einem Montag im Februar machen kann. Wenn sonst nichts ist.

Nachtrag: Nein. Es gibt auch hohe Berge auf dem Mond.
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Am Tag vor Weihnachten gehe ich in den Wald. Die Waldarbeiter, die hier im Winter Nadelbäume fällen, lassen immer einen großen Haufen Zweige liegen. Direkt an der ersten Weggabelung. Ich weiß nicht, ob das eine Art Serviceleistung für das Dorf sein soll. Jedenfalls gehe ich mit einem Arm voll Zweige nach Hause und binde sie zusammen. Der Zweighaufen an der Weggabelung im Wald ist so groß - er könnte zwei Dutzend Kranzbinde-Workshops in einer beliebigen Stadt Deutschlands mit Material versorgen.

Ich habe eine sehr konkrete Erinnerung daran, wie meine Mutter und etliche Tanten Ende der Achtziger in einem Wohnzimmer voller Trockenblumen sitzen. Am Tag darauf hing in jedem Haushalt der weitläufigen Verwandtschaft ein Flechtwerk aus Disteln, Ähren und Lavendel an Eingangstüren oder Flurwänden. Diese Gestecke hingen dort zum Teil bis weit in die Neunziger.

Ich bin eine harte Linie gefahren im Dezember und habe 2/3 aller möglichen Veranstaltungen, Institutsfeiern, Konzerte, Umtrünke, zusätzlichen Termine im Rahmen der Fortbildung und zusätzlichen Termine im Rahmen der Tanzgruppe abgesagt. Und siehe da, ich kam zur Besinnung. Jetzt gegen Ende ist mir fast ein bisschen langweilig geworden. Ich fühle mich ausgeruht, friedlich und bereit für Kontakt.

Mondfoto: Helmut Adler www.fotodesigner.org