Wir gehen bei Regen in die Berge. Es tropft vom Blätterdach und von unseren Haaren, es läuft in die Schuhe und den Rücken runter. Am Wasserfall sind wir kurz unschlüssig, bevor einleuchtet, dass es jetzt um Hingabe geht. Wir ziehen uns aus und springen rein, der Endorphinausstoß folgt auf den Fuß, wie gut das alles eingerichtet ist. Es braucht diese verregneten Wanderungen, man muss sie manchmal machen, im Juli oder im August; sich einmal mittendrin befinden, aufweichen, aufquellen, keine Kontrolle haben, kein gutes Wetter.

Und dann wird es doch sonnig. Es wird heiß und dampft, der Wald kippt ins Tropische, schwarze Salamander und Blindschleichen kommen raus, alles perlt und trocknet in dieser abartigen Wärme, die nichts verlangt und nur gibt.

Wir sitzen und liegen lange auf den Steinen um die Gumpen herum, es werden Tankstellensemmeln gegessen und ein aus Schwäbisch Hall importierter Dialekt verhandlungssicher einstudiert. Jemand glaubt einen Aal zu sehen, aber dann ist es doch nur eine Forelle, es werden wieder Zecken aus den Beinen gezogen, Baumstämme am Wasser entlang geschleppt und Steine den Hang hinunter geschmissen, was man in den Bergen nicht machen soll und darf.

Ein Kind, das immer mit den Männern vorneweg läuft, verkündet: Vorne die Coolen, hinten die Schwulen. Worauf einer der Männer an seiner Seite erwidert, dass nichts dabei ist, schwul zu sein. Worauf das Kind eine halbe Stunde überlegt und dann sagt: Wir sind die Coolen und die Schwulen.

Es ist ein guter Tag. Es fließt an diesem Tag.

Man kann den Fluss nicht anschieben. Man kann ihn aber auch nicht aufhalten. [Zitat Gottlieb und viele andere Meister]

Ich liebe dieses Kind und schaue ihm zu, wie es zwischen den Erwachsenen hin und her pendelt. Das ist meine Gabe an diese Erde. Dass ich lieben kann, was mir nicht gehört. Und dass ich mitkriege, was passiert.