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Die Wohnung verschmutzt zusehends, was ein gutes Zeichen ist und den Anfang des Sommers markiert. Möbelstücke und Flächen sind ab jetzt nur noch dafür da, benutzt zu werden und dürfen frühestens im Herbst wieder mit Pflege rechnen. Auf dem Boden treten sich Essensreste der letzten und vorletzten Zusammenkunft mit Freunden fest, die Fenster erblinden unter Pollenstaub und Fingerabdrücken, eigentlich weiße Waschbecken nehmen einen Farbton aus dem Sepiaspektrum an. Ich will mich nicht länger in Innenräumen aufhalten, als es braucht, um den nassen Badeanzug auszuwringen, aber dann sitze ich doch zwei Stunden an den Büchern und lerne. Es bleibt sogar was hängen, aber es hängt anders als im Winter, es wird bedrängt und manchmal erdrückt von dem, was noch alles ist.

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Im Schatten unter den Zweigen baumeln die Waldakeleien in ihrer drachenkopfartigen Gestalt, vom Feld duftet das Heu herüber, der Flieder verblüht, die Pfingstrosen gehen auf, um den Mispelstrauch kreisen hunderte Bienen sirrend vor Nektartrunkenheit. Es ist mal wieder alles so herrlich gleichzeitig, überladen und lockend, es würde mich nicht wundern, beim nächtlichen Spaziergang auf zwölf Jungfrauen in griechischen Gewändern zu treffen, die im Wiesengrund etwas opfern oder Blumen weihen.

In der Institution pflüge ich durch ein paar fremdsprachliche Probleme. Bei fast allen ist die Lösung, aufzugeben, nach Hause zu gehen und am nächsten Morgen beim Drüberschauen plötzlich doch zu wissen, wie es gehen könnte.

Kurz darauf treffe ich eine Freundin, die psychisch schwer verwundete Kinder betreut, oft in Nachtdiensten, oft im Team mit Kolleg*innen, die nicht lange auf der Stelle bleiben werden. Etwa zwei Stunden sprechen wir, danach bin ich aufgeräumt für den Rest der Woche. Ich weiß, man kann kaputt gehen an solchen Jobs, auch als stabile Person kann man daran kaputt gehen. Die Freundin hingegen entwickelt entgegen aller Wahrscheinlichkeit immer mehr Stärke, Beziehungsfähigkeit und Heiterkeit im Respektieren der eigenen Grenze. Es ist, wie einem Leoparden beim Wachsen zuzusehen.

Ich grabe mich tiefer in die Atempraxis ein. An einem Dienstag lasse ich mich dafür zum ersten Mal von jemandem anleiten. Nach fünf Minuten angeleiteten Atmens beginnt mein gesamter Körper zu zittern. Das Zittern ist mir nicht unbekannt, es hat sich jedoch noch nie so heftig geäußert, wie in der Gegenwart des Atemlehrers. Er hält meine Hand und schaut mich freundlich an.