In etwa vier Wochen beginnt die Paarungszeit der Füchse, ich habe bereits einen von ihnen auf den Schnee bedeckten Feldern herumturnen sehen. Die Anbahnung einer Fuchspartnerschaft ist kein leichtes Unterfangen. Bevor es zur Paarung kommt prüfen sich die beiden, indem sie miteinander kämpfen, sich zärtlich umschlingen und voreinander weglaufen. Dabei geben sie Laute von sich, die menschlichem Schreien nicht unähnlich sind. Ich war im letzten Januar einmal eine halbe Stunde Beobachterin, als zwei Füchse sich um den Weiher jagten, ineinander verknoteten und nacheinander schnappten. Man kann ihnen nur wünschen, dass der ganze Stress sich lohnt.

Gestern Abend bin ich am Ende des Herrn der Ringe angekommen und bewege mich auf die letzten Seiten zu. Die Handlung wurde für mich erst interessant, als die Beschaulichkeit des Shire, das ständige Essen, Singen und Verwandtschaft Antreffen vorbei war, ich habe mehrere Kapitel davon übersprungen und stieg wieder ein, als Frodo dem Auenlandplüsch den Rücken kehrt, die Tür hinter sich zumacht und geht.

Ich war zwanzig, als ich mit Fieber im Bett lag und die Trilogie zum ersten Mal las. Obwohl mir das Buch damals gefiel glaube ich im Nachhinein, nicht viel davon verstanden zu haben. Vermutlich die oben aufliegenden Worte und eine Ahnung vom Textkörper darunter. Vielleicht musste ich vierzig werden, ehe ich die Grenzen der einzelnen Figuren erfassen, ihre quälende Sehnsucht nach irgendwas und irgendwem teilen konnte.

Es hat mich diesmal sehr mitgenommen; die für die Gefährten von Anfang bis zum Schluss anhaltende Unsicherheit darüber, was zu tun ist und wie. Die permanent zu treffenden Entscheidungen, während es vorne und hinten an Informationen und Erfahrung mangelt. Die zunächst noch empfundene Stärke durch die Anwesenheit der Gruppe und das auf sich selbst zurück geworfen Sein, als diese Gruppe zerschellt. Zu unterschiedlichen Zeitpunkten ist jeder und jede einmal vollkommen allein und muss absteigen in das Bergwerk des eigenen Ichs.

Es hat mich schier gekrümmt, wenn Eowyn davon berichtet, nichts zu kennen als Stagnation und Verfall. Ein Zustand, der sie im weiteren Verlauf wohl tatsächlich ereilt hätte, wäre sie nicht für eine Weile in die Kleidung, Rüstung und den Namen einer anderen Gestalt gestiegen. Dass diese Verfremdung nötig war und es für sie keinen anderen Weg gab. Die Filme stellen natürlich verkürzt dar, in den Büchern werden diese Passagen ausführlich erzählt.

Wie überhaupt alle Beteiligten konstant in ihren Gedanken Hin- und Herstolpern im Versuch, privates Glück zu konservieren bei fortschreitender Erkenntnis der Unmöglichkeit eines privaten Glücks im globalen Unglück. Daneben aber dennoch die Stunden von Freundschaft und Schönheit aufgenommen werden, nicht verschleudert. Dass es, auch wenn die Bücher von einem Jahr des Krieges berichten, um Erhaltung geht und Verbindung. Letztlich um eben das Singen, Essen und Kooperieren in einem Gefüge, dessen Ausmaß niemand überschauen kann.

An einer Stelle überreicht Galadriel Sam ein kleines Behältnis mit Erde. Sie sagt sinngemäß: Falls du diesen Krieg überlebst und falls es dann auf der Welt noch Orte gibt, in denen man Gärten anlegen kann, beginne mit diesem Behältnis, in dem etwas heil geblieben ist und nicht verbrannt.