how much I need every body, every body
Es kommt dann so, wie ich es befürchtet habe und ich muss etwas loslassen, das mir viel bedeutet hat.
Sadness back to 99%, sage ich dem Freund, der regelmäßig meinen Status abfragt. Wir sitzen im Park unter trocken herab segelnden Lindenblüten und teilen eine Butterbrezel. Der Freund trauert mit mir auf die zerebral gütige, intellektuell ordnende Art, wie er alles im Leben angeht, Stella, die eine Stunde später dazukommt, trauert mit Leib und Seele; sie bereitet ein großes Tuch auf der Wiese aus, rührt zeremoniell ein Getränk in eine Tasse, spricht Worte zu Schmerz und Finsternis in mich hinein und überreicht mir beides mit einem langen Blick. Dann legt sie ihre Hände auf meine Knie und begleitet mich durch die Emotionen. Ich sitze zwischen diesen Menschen, die mir Mutter und Vater und Bruder und Schwester sind und mich flankieren, während ich mich selbst nicht halten kann. Beistand, der vielleicht schon immer da war, den ich aber erst in den letzten Jahren zu nehmen in der Lage bin. Es ist und bleibt weiterhin eine verwunderliche Erfahrung, Sehnsucht nach einer bestimmten Form von Kontakt zu haben und sie umgehend stillen zu können mit und an diesen wilden, schönen Gesichtern.
…the defining aspect of human experience is the constant collision between our wishes and reality, the sharp violation of our expectations, the demolition of our plans. We call this suffering. Suffering is the price we pay for a consciousness capable of love and the loss of love, of hope and the devastation of hope. Because suffering, like consciousness itself, is a full-body phenomenon…
We create poems and paintings, stories and songs to find a language for the bewilderment of being alive, the failure of it, the fulness of it, and to have lived fully is not to have spared yourself.
[Maria Popova]
Noch später in der Nacht, der Mond ist zu sehen, wir laufen zum Fluss, ziehen uns ganz aus und waten in das dunkle warme Wasser, Stella, zwei andere und ich - unserer milchige Haut so geliebt und richtig unter dem Himmelskörper.
Unterdessen in der Institution; viel Arbeit, viel mehr als sonst, eigentlich ausgewachsener Stress, seit vier Wochen am Stück. Das sanfte, kollegiale Lächeln der Lektorin und der Trost, der darin liegt, mit ihr aus den Meetings zu stolpern, das Optimierungs-Vokabular abzuschütteln und in der Büroküche den unsäglichen Kaffee zu trinken, immer wieder, immer wieder.
Ob ich ihr das je sagen kann, wie gut mir ihr verlässliches Verhalten tut, ihre langsamen, überlegten Handlungen und Sätze? Dass ich nicht sein und fühlen kann wie sie, aber sie brauche an meiner Seite, an dem Schreibtisch gegenüber, immer wieder.
Eine neue Freundin lädt mich ein, mit ihr in ihrem Camper auf ein Festival zu fahren. Wir beschließen das, und wie wir dort die Zeit miteinander verbringen wollen, innerhalb von wenigen Minuten, während wir uns noch kaum kennen. Ich bin sehr jung in diesen Tagen, wenn ich nicht gerade in der Institution oder der Praxis performe – ich bin so jung, wie ich es nicht sein konnte, als ich wirklich jung war. Ich spüre jetzt die Gefühle einer 14-Jährigen; ihre unglaublich spontanen Bewegungen, Impulse und übersteuerten Emotionen, ihre Bereitschaft zu fallen, das Kichern, das Wollen, wie sie mich ansieht und ich zurück. Mein Herz zerspringt für dieses Mädchen.
(Some blossom like a flower, some detonate like a mine)
Auf einem Seminar, das ich für eine Gruppe leistungsorientierter Menschen gebe, erwähne ich in einem Nebensatz, meine Arbeit, die viel Zurückhaltung, Timing, Verständnis und Empathie verlangt, nicht tun zu können, ohne 4-5 Stunden pro Woche, besser mehr, meine Dunkelheit zu leben. Vernunftlosigkeit, Egoismus, meine rücksichtslosen Wünsche. Wenn ich nicht immer wieder der Wut Ausdruck verleihen würde, die mich gelegentlich streift. Wie ich verkörpern muss, was ich noch bin, neben einem liebevollen und sozialen Wesen.
To refuse the dark side of ones nature is to store up or to accumulate the darkness.
[Robert A. Johnson]
Die Teilnehmenden des Seminars kommen mehrmals auf dieses Detail zurück. Es scheint sie mindestens so sehr zu beschäftigen, wie der eigentliche Inhalt der Fortbildung. Ich kann nicht für andere sagen, wie Dunkelheit gelebt werden kann, ohne jemanden oder etwas dabei zu zerstören. Aber ich weiß es für mich. Ich habe einen Weg gefunden, meine Dunkelheit in Händen zu tragen, wie Feuer, ohne zu verbrennen.